Sonntag, 25. Mai 2008

Jeannie - die Katze die sich nicht in den Garten traut

Nach einem traumatischem Erlebnis im letzten Jahr, traut sich Jeannie nicht mehr auf die Wiese im Garten. Sie traut sich nur noch an die frische Luft, wenn mein Mann sie durch den Garten trägt. Wenn er an eine Stelle geht, die ihr nicht geheuer ist, maunzt sie, als ob sie sagen wollte: Maunz - bitte biegen sie rechts ab. Maunz - bitte wenden.



Katzenkrimi

Im letzen Monat wurde unsere süße kleine Jeannie kastriert. Mir war schon vor dem Eingriff total schlecht. Aber zum Glück verlief die OP ohne Komlikationen. Jeannie war als wir sie abholten sogar schon etwas wach und hob ihr Köpfchen, als sie unsere Stimmen hörte. Eigentlich dachten wir, dass das Schlimmste überstanden sei, aber es sollte anders kommen ...

Als wir nach Hause kamen stellten wir die Transportbox, in der die noch etwas benommene Jeannie lag im Wohnzimmer auf den Boden. Baloo kam sofort herbeigeeilt, um uns und seine Schwester zu begrüßen. Aber ich hätte nie mit dem gerechnet, was dann geschah: Baloo fauchte seine Schwester an. Blöderweise hatten wir die Transportbox bereits geöffnet und Jeannie taumelte heraus. Ihr Bruder war völlig außer sich, knurrte, fauchte und versteckte sich auf der Treppe im 1. Stock. Ich hatte zwar darüber gelesen, dass der Narkosegeruch bei Katzen zu Irritationen führen kann, aber ich hatte es in der Aufregung vergessen. Dumm gelaufen!!!

Uns blieb also nichts anderes übrig, als Jeannie für ein paar Stunden in Quarantäne zu stecken. Wir richteten Jeannie ein schönes Plätzchen in unserem Arbeitszimmer her, wo sie ihren Rausch ausschlafen und den Narkosegeruch ausdünsten konnten. Langsam traute Baloo, die alte Stinkesocke, sich wieder ins Wohnzimmer hinunter. Die Situation hatte ihn jedoch total überfordert, so dass er alles und jeden, der sich bewegte oder auch nur ansatzweise nach Tierarzt roch anfauchte. Eine grauenvolle Situation. Ständig pendelten wir zwischen den beiden hin und her, um keines der Tiere zu vernachlässigen.

Bis zum Abend hatten sich beide wieder erholt und wir starteten einen neuen Versuch, um die beiden wieder zu vereinen. Jeannie, die inzwischen wieder putzmunter, hungrig und unternehmungslustig war, wollte unbedingt aus ihrer Quarantänestation entlassen werden. Sie maunzte herzzerreißend, um uns Dosenöffnern klar zu machen, dass wir nun die Tür öffnen sollten. Als auch Baloo auf die Rufe seiner Schwester reagierte und freudig die Treppe raufgeflitzt kam, waren wir guter Hoffnung und ließen ihn ins Krankenzimmer spazieren. Jeannie freute sich ihren Bruder wiederzusehen und kam auf ihn zugetapst. Doch leider sollte es an diesem Tag kein Happy End geben. Er legte die Ohren an, fauchte und stand kurz davor, seine frisch operierte Schwester anzugreifen. Ein Albtraum!!! Ich war schockiert und den Tränen nahe. Baloo schien Jeannie nicht mehr zu erkennen. Der OP-Geruch machte seine Schwester, seine Busenfreundin zu einer Fremden. Würde er sie jemals wieder akzeptieren? Leider kommt es manchmal vor, dass sich Katzen, die sich immer gut verstanden haben, sogar befreundet waren, nach einem solchen Erlebnis für immer entzweien. Ein schrecklicher Gedanke.

Wir beschlossen es für diesen Tag auf sich beruhen zu lassen und nahmen Jeannie ausnahmsweise mit in unser Schlafzimmer. Die kleine Kuschelmaus nahm das Angebot dankbar an und genoss das Privileg in unserem Bett schlafen zu dürfen in vollen Zügen. Für uns war die Nacht weniger erholsam. Wir schliefen so gut, wie man mit einer Katze, die einem alle paar Stunden auf den Bauch springt, um zu spielen und zu schmusen, eben schlafen kann. Genau: nämlich gar nicht!!!

Ein wenig gerädert schaute ich am nächsten Morgen nach Baloo´s Befinden. Er ist normalerweise Langschläfer und Morgenmuffel. Aber an diesem Morgen machte er einen relativ entspannten Eindruck. Er begrüßte mich freudig schnurrend und ich war guter Dinge, dass diesmal alles klappen würde. Baloo folgte mir und ich öffnete die Schlafzimmertür einen kleinen Spalt. Doch als er Jeannie nur von weitem erspähte, ging der ganze Stress von vorne los. Baloo fauchte und seine Schwester verstand mal wieder die Welt nicht mehr.

Wir mussten uns irgendetwas anderes einfallen lassen. In der Nacht - ich bin ja sowieso nicht zum Schlafen gekommen - hatte ich mir einen Plan B überlegt. Ich musste die Katzen aus ihrem Revier herausnehmen, um die Spannungen zu lösen. Baloo wurde also auf die Terrasse ausquartiert. Jeannie blieb auf der anderen Seite der Terrassentür. Die beiden waren durch ein Fliegengitter getrennt, so dass sie sich zwar beschnuppern, aber nicht angreifen konnten. Um Baloo etwas versöhnlicher zu stimmen und natürlich abzulenken, stellte ich jeder Mieze eine Schale mit ihrem Lieblingsfutter vor die Nase. Zum Glück ist auf Baloos Verfressenheit immer Verlass und er vergaß die "fremde" Katze in unserem Wohnzimmer und begann zu fressen. Als er fertig war ging er zum Fliegengitter, hinter dem seine Schwester wartete und - wir hielten den Atem an - nichts geschah. Kein Fauchen, kein Knurren. Ich hatte das Gefühl, dass man den Groschen fallen hören konnte. Er hatte sie wieder erkannte. Jeannie drückte sich voller Freude ans Fliegengitter. Nach ein paar Minuten ließen wir Baloo wieder ins Haus und beide waren wieder ein Herz und eine Seele.

Und ich war mindestens 10 Kilo leichter.


Allen, die sich diesen Stress ersparen wollen, kann ich nur empfehlen entweder mit beiden Tieren zum Arzt zu gehen oder die Tiere solange zu trennen, bis das Narkosemittel vollständig abgebaut ist, also ca. 24 Std.